1899/1900 zieht der Holzhandel der alteingesessenen Ulmer Unternehmerfamilie Molfenter nach einem Generationenwechsel auf ein Gelände im neu geplante Industriegebiet an der Straße nach Blaubeuren. Durch die Ausweitung des Holzimportes aus Skandinavien und Russland wird ein eigener Bahnanschluss notwendig, den man auf eigene Kosten von der Donautalbahn aus bis zum Betriebsgelände nördlich der Hauptstraße No. 1 legen lässt. Den Gebrüdern Braun wird ein Mitbenutzungsrecht für ihr Asphaltwerk eingeräumt. Der gemeinsame Werkanschluss führt vom Gleis 4 des Söflinger Bahnhofs in weitem Bogen in das Firmengelände von Braun. Dort liegt eine Drehscheibe mit 5,70 Meter Durchmesser und 30 to Tragähigkeit, an der ein Aufstellgleis für Molfenter angeschlossen ist.
Im Jahr 1905 werden die Pläne der Stadt Ulm zum Bau eines Fabrikgleises in die Weststadt spruchreif. Dazu sollte der von Molfenter gebaute Abzweig am Söflinger Bahnhof weiter verwendet und angepasst werden. Nach dem Umbau sollten die Unterhaltskosten für das neue Gleis im Verhältnis 2/5 von der Stadt, zu 3/5 von Molfenter getragen werden, die Stadt beansprucht jedoch die bisher von Braun an Molfenter gezahlte Anschlußgebühr für sich.
Nach der Verlegung des Söflinger Bahnhofs nach Norden wird der Anschluß erneut umgebaut und die Vereinbarung für die gemeinschaftliche Nutzung angepasst. Braun erhält nun seinen eigenen Anschluß. Der Streit mit der Stadt kann beigelegt werden.
1938 kann die Übergabegruppe, die sog. Westgleisharfe, den Güterverkehr nicht mehr bewältigen und soll erweitert werden. Im Rahmen des Umbaus plant die Stadtverwaltung die Übernahme auch des Nebenanschlusses Molfenter in den Bestand der Industriegleisanlage West. Molfenter, der bisher unmittelbarer Privatgleisinhaber gegenüber der Bahnverwaltung war, ist bereit Nebenanschliesser der Stadt zu werden.
Beim Luftangriff am 9.Aug 1944 wird der Betrieb fast vollständig zerstört. In den Nachkriegsjahren durchgeführte Umbauten an den Gleisanlagen, besonders der Abbau der Drehscheiben und der beiden nach Süden führenden Gleise, sind nicht dokumentiert.
1981 schließt des Sägewerk. Das Hobelwerk wird ausgebaut und zwei Jahre später das Werkgelände um das ehemals Braun'sche Areal erweitert.
2013 zieht das Unternehmen, nun unter dem Namen MOCO, nach Gessertshausen. Auf das Firmengelände sollen, wie schon bei der Gründung der Weststadt praktiziert, aus der Innenstadt verlegte Betriebe eine neue Heimat finden. Das Areal muss vorher aber noch aufwendig saniert werden.
Kurz vor dem 1.Weltkrieg, im Jahr 1914, reichten die Fabrikanlagen des Feuerwehrgeräteherstellers Magirus in der Schillerstraße nicht mehr aus, es musste expandiert werden. Dafür kaufte man das Sägewerk der Firma J.G. Kurtz an der Straße nach Blaubeuren. Wenig später übernahm man angrenzende Grundstücke südlich der Blau, nutzte sie als Holz- und Eisenwarenlager und baute sie zu einem neuen Werksteil aus.
Im Rahmen der Kriegsvorbereitungen zum 2.Weltkrieg wird die Produktion im Ulmer Werk der Klöckner-Humboldt-Deutz AG, zu der Magirus inzwischen gehört, auf wenige Lkw-Typen mit hoher Stückzahl beschränkt. Die Kapazitäten des Betriebs werden erheblich ausgebaut, die Zahl der Beschäftigten verdoppelt sich nahezu. Um die neuen Aufgaben auch logistisch meistern zu können muss die Leistungsfähigkeit der bisher bestehenden Bahnanschlüsse am Stammgleis I verbessert werden. Anfang 1939 werden dazu drei Alternativen erarbeitet:
* Zweigleisiger Ausbau des Anschlusses am Westgleis und Verkleinerung des dortigen Schuppens.
* Eingleisige Erweiterung dieses Anschlusses und Neubau eines Gleisanschlusses im Westen des Werks.
* Bau eines neuen Gleises bis über die Blau hinaus.
Für die beiden letzteren Varianten muss ein privates Gleis über die Blaubeurer Straße gebaut werden, was auf Widerstand beim Technischen Landesamt in Ludwigsburg stößt. Nach Überzeugung der Behörden kann die Sicherung dieses
Schienenübergangs keinesfalls der Firma Magirus überlassen werden und die Reichsbahn lehnt diese zusätzliche Aufgabe ab.
Eine Lösung wäre der Betrieb des Zweiggleis als Teil der städtischen Industriegleisanlage. Damit wäre für die Sicherung der „Gleisüberschneidung“ das städtisches Personal zuständig.
Im Juli 1939 entscheidet sich Magirus für den Bau eines eingleisigen Zufahrtsgleises über die Blaubeurer Straße und einer zweigleisigen Bedienungsanlage bis zur
Blau als Teil der städtischen Industriegleisanlage Westgleis.
Nach dem 2. Weltkrieg, durch den die Fabrikanlagen in der Weststadt nahezu vollständig zerstört wurden, konnte das Betriebsgelände nach Westen bis zur Jägerstraße erweitert werden. Die bisher getrennt geführten Werke II (nördlich der Blau) und III (südlich der Blau) wurden zusammengelegt. Werk I in der Schillerstraße, das nur wenige Zerstörungen aufwies und viele Fertigungsbereiche von Werk II aufnahm, sollte aufgegeben werden. Ein neues Werk im Donautal war in Planung.
Entsprechend der größeren Bedeutung der Werke an der Blaubeurer Straße mussten dort auch die Gleisanlagen erweitert werden.
Mit der Inbetriebnahme des Montagewerks Donautal im Jahr 1973 und der Verlegung des Fahrerhaus- und Rahmenbaus 1978 dort hin sinkt jedoch der Stellenwert des Standortes Magirusstraße / Blaubeurer Straße immer weiter. Nach der Stilllegung großer Werksteile und dem Bau des Einkaufszentrums „BlautalCenter“ 1994 wird die Querung der Blaubeurer Straße aufgegeben. Durch die Umsiedelung der letzten Abteilungen in das Magirus-Brandschutzwerk ins Donautal im Jahr 2013 endet auch die Nutzung der restlichen Gleise.