(Angaben jew. zur Zeit der größten Ausdehnung
Anfang der 1930er bis Ende der 1960er Jahre
Schon vor der Fertigstellung des Rangier- und Güterbahnhofs besaß die Dachpappenfabrik Gebr. Braun einen eigenen provisorischen Gleisanschluß, der teilweise auch vom Sägewerk J.A.Molfenter & Cie mitbenutzt wurde. Dieser wurde kurz nach Abschluß der Benützungsvereinbarung 1907 in den Nebenanschluß Va) umgebaut und 1918 mit einer Drehscheibe ausgerüstet.
1972 beantragt die Firma, den Stadtweg 414 auf Höhe der Grundstücksgrenze mit einem Tor absperren zu dürfen. Anlass ist die Befürchtung, dass „wegen der Errichtung eines öffentlichen Bordells in unmittelbarer Nachbarschaft mit wesentlich verstärktem Autoverkehr und dem vermehrten Aufenthalt mehr oder weniger vertrauenswürdiger Personen“ gerechnet wird. Wenig später wird die Reparatur der Anschlußweiche fällig, die Kosten für einen Austausch lohnen sich für Braun nicht mehr, der Anschlußvertrag wird zum 31.12.1976 gekündigt.
Das Straßen- und Wasserbauamt Geislingen lässt 1951 einen eigenen, 106 Meter langen Gleisanschluß Vb) zwischen den Stammgleisen I und V bauen der nach der Auflösung des inzwischen zum Straßenbauamt Ehingen gehörenden Bauhofs 1976 überflüssig ist und abgerissen wird.
Über den Gleisanschluß Vc) der Firma Carl Beiselen ist nur wenig bekannt. Es kann vermutet werden, dass das Gleis schon beim Umzug des Düngemittelherstellers von der Söflinger Stampfe in die Blaubeurer Straße 1907 hergestellt wurde. In der Stampfe erfolgte die Anlieferung der Schlacke und der Abtransport der Düngemittel noch mittels Pferdefuhrwerken zum Bahnhof Söflingen. Beiselen nutzte den Anschluß bis ins Jahr 2011 für die Zustellung von Schüttgut- und Großraumwagen.
1921 kauft der Altmetall- und Schrotthändler Wolf Strauß ein 13.400 qm großes Gelände südlich der Blaubeurer Straße, das einen eigenen Gleisanschluß Vd) bekommt. Der Betrieb wird später von Max Steinweiler übernommen und mit seiner von Schmiechen nach Ulm verlegten Schraubenfabrik Fervor vereinigt.
Die Betriebsanlagen werden im 2.Weltkrieg zerstört, das Unternehmen aufgelöst und das Firmengelände hauptsächlich als Lager und Ausweichquartier für kriegszerstörte Betriebe, z.B. die Druckerei Ebner, Möbel-Behr und der Brennstoff-Vertrieb Egelhaaf, genutzt. Letzte Reste des Anschlusses sind in Teilen bis heute erhalten und enden an einer Rampe der früheren Firma Römer-Britax, die ab ca.1990 hier ihr Werk hatte.
Die Nebenanschlüsse Ve), Vf) und Vg) bilden die sog. "Ölgleise". 1930/31 haben sich hier mehrere Mineralölgesellschaften angesiedelt um von dieser Stelle aus die Tankstellen der Region zu versorgen. Alle Gleisanschlüsse verfügten über Abfüllanlagen für Tankwagen. Einzelne Gleisteile liegen heute noch am Rand der Straße „Auf der Gölde“ und auf den nun als Parkplätze genutzten und stark kontaminierten früheren Grundstücken von Shell, Aral und BP.
Die Anschlussbezeichnungen Vi) und Vj) sind eigentlich nur für den letzten Ausbaustand der südlich des Stammgleises V gelegenen Nebengleise zutreffend. Davor wurden die Gleisanlagen zwischen der Bleicher-Walk-Str. und der Straße „Beim B'scheid“ mehrfach umgebaut. Bis zur Eröffnung der Max-Eyth-Halle, Ulms erster Messehalle für die bis dahin auf der Gänsewiese stattfindenen Großviehmärkte, zweigte ein Anschlußgleis vor der verlängerten Moltkestraße (heute Bleicher-Walk-Str.) auf das Gelände der Südd. Wetzsteinwerke E.F.Bühler ab. Ein weiter Anschluß mit zwei Nebengleisen führt wenige Meter östlich davon in die Holzhandlung Boll.
Zur Anlieferung des Viehs, das bis dahin mit entsprechenden Belästigungen von den Gütergleisen am Bahnhof in die Au getrieben werden musste, verlängerte man die beiden Anschlußgleise und verband sie kurz vor der Straße "Beim B'scheid“ über ein kurzes Ausziehgleis wieder mit dem Stammgleis. In der Halle fanden neben den Viehmärkten auch Verbrauchermessen und öffentliche Massenveranstaltungen statt. Ab 1939 war sie allerdings dauerhaft an die Wehrmacht vermietet und wurde im Krieg teilweise zerstört.
Nach dem Krieg wird beschlossen die Messehalle an der Oberen Bleiche zu Gunsten eines neuen Messegeländes an der Donau aufzugeben. Die Grundstücke werden an die Firma Kässbohrer verkauft. Die durch Bombentreffer zerstörten Schienenwege baute man um zu zwei Stumpfgleisen zur Verladung von Großteilen und Komplett-Bussen.
Schon 1920 sollte ein Gleisanschluß für die Süddeutsche Abwasser-Reinigungsgesellschaft östlich der Bleicher-Walk-Straße hergestellt werden. Zum Umzug der Firma kam es aber nicht, die Grundstücke wurden von der Stadt zurück gekauft und dem Tiefbauamt zugeschlagen.
1924 plant die Firma Fink & Hummel einen Privatgleisanschluß Vp) auf ihr Werksgelände östlich davon und lässt schon mal auf eigene Kosten eine Weiche einbauen. Der Anschluß, der über das unbenutzte Grundstück des Tiefbauamts verläuft, kann aber erst fünf Jahre später fertiggestellt werden.
1934 benötigt das Tiefbauamt überraschend und dringend einen Ersatz für ihren weggefallenen Anschluß am Stammgleis III. Sie baut in den Anschluß von Fink & Hummel eine Verzweigungsweiche ein und bekommt damit ihren Anschluß Vh).
Ab 1942 werden diese Gleise von der Fensterfabrik Kaupp, ab 1944 von der Zimmerei Jakob Eberhardt mitbenutzt. 1960 verkauft die Stadt Ulm die Grundstücke mit dem Gleisanschluss, der Weiche und der Rampe an das Omnibuswerk Karl Kässbohrer.
Unterlagen zum Gleisanschluß Vk) des Bauunternehmens Rehfuss sind heute leider nicht mehr vorhanden.
Ähnlich ist die Dokumentationslage beim Anschluß Vl). Das Sägewerk von Karl Mayer, der das Gleis hatte errichten lassen, wurde 1929 von Kaspar Gaiser übernommen. Es brannte im Juni 2017 ab.
Mehr bekannt ist über die gegenüber liegenden Gleise VLoser), Vm) und Vo).
Der Holz- und Kohlehändler Georg Loser hatte schon 1919 die Genehmigung bekommen auch ohne eigenes Zweiggleis eines der Stammgleise zur Anlieferung seiner Ware zu benutzen. Vier Jahre später konnte er dann seinen eignen Anschluß in Betrieb nehmen. Loser arbeitete im Namen und Auftrag der Kohlegroßhandlung Raab-Karcher & Cie. aus
Karlsruhe, die vom Reichskohlenkommisariat beauftragt war Süddeutschland mit englischer Kohle zu versorgen. Nach dem Ende der Ruhrbesetzung im Juli 1925 und der sich nun entspannenden Versorgungslage ging das Grundstück für das Kohlelager wieder an die Stadt über. Der Gleisanschluß wurde abgebaut.
Die Nebengleise Vm) und Vo) sind gemeinsschftlich beantragte Mehrfachanschlüsse der Firmen Karl Reichardt, Marmorschleiferei, Johannes Oesterle, Zimmerei und des Baustoffhandels R. Silberhorn Nachf., Inhaber Max Hümmer, (zusammen Gleis Vm) sowie der Brennmaterialienhandlung Sebastian Gässler, dem Baugeschäft Josef Rapp und der Eierteigwaren-Fabrik Adolf Zettler (Vo). Die Gleise waren zwar schon 1919 geplant worden, wegen Einsprüchen der Reichsbahn-Bauinspektion und wegen Diskussionen mit der Stadtverwaltung über eine Kostenaufteilung, konnten sie aber erst 1925 in Betrieb gehen.
1937 wird die Gleislage des Anschlußes Vm) korrigiert weil es bei einzelnen Waggontypen zu Überpufferungen kam. Nach dem Wegzug der Firmen Holz-Oesterle und Aíchmann & Huber 1974 wird auf dem Gelände ein Verbrauchermarkt errichtet und das Stammgleis nebst Nebenanschlüssen aufgegeben.
Mit der endgültigen Entscheidung des Gemeinderates im Februar 1925 die Anschlüsse Hümmer und Gässler (Vm und Vo) bauen zu lassen, wird auch verfügt, dass das Stammgleis zukünftig nicht mehr an der Banzenmacherstraße enden sondern über das Grundstück Zettler hinaus fortgesetzt werden soll. Die Stadt besitzt dort ein Grundstück, das durch das Tiefbauamt genutzt wird. Das Käse-Schmelzwerk Koppenhöfer nutzt dieses Gleis wenig später um eigene Wagen abzustellen, wird dann aber von der Güterabfertigung Ulm aufgefordert einen offiziellen Mitbenutzungsantrag für den "Anschluss Zettler" zu stellen.
Erst nach dem 2.Weltkrieg entstand der Anschluß Vn) für die Lebensmittelhandlung Aichmann & Huber. Das Unternehmen hatte ein Lagerhaus auf dem durch den Krieg zerstören Gelände von Zettler und Koppenhöfer errichtet und deren Gleisanschluss verlegen lassen. Seit Mitte der 1970er Jahre hat hier ein Autohaus seinen Sitz.
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Anschluß | Anschrift | Jahr | Inhaber |
---|---|---|---|
V a) | Blaubeurer Straße 70 | 1907 – 1977 | Gebr. Braun, Asphaltgeschäft und Teerproduktefabrik |
V b) | Blaubeurer Straße 92 | 1951 - 1976 | Straßen- und Wasserbauamt Geislingen, Gerätehof |
V c) | Magirusstr. 7 - 11 | 1907 - 2011 | Carl Beiselen, Düngemittelgroßhandlung |
V d) | Blaubeurerstr. 71 | 1921 – 1938 ⋯⋯⋯ 1938 – 1949 ⋯⋯⋯ 1949 – ? | Wolf Strauß, Eisenhandlung ⋯⋯⋯ Ulmer Schraubenfabrik Fervor ⋯⋯⋯ diverse, u.a. Römer-Britax, Helm- u. Autozubehörfabrik |
V e,f,g) | Auf der Gölde 9 | 1931 – 1949 ⋯⋯⋯ 1949 – 1996 | Rhenania-Ossag ⋯⋯⋯ Deutsche Shell AG |
Auf der Gölde 5 – 7 | 1931 – 1949 ⋯⋯⋯ 1949 – 1973 | Benzol Verband ⋯⋯⋯ BV/Aral | |
Auf der Gölde 1 | 1931 – 1949 ⋯⋯⋯ 1949 – 1996 | Olex ⋯⋯⋯ BP Benzin- und Petroleum AG | |
V i,j) | Max-Eyth-Halle / Kässbohrer Anschluß 1 u. 2 | 1920 – 1930 ⋯⋯⋯ 1920 – 1926 ⋯⋯⋯ 1930 – 1949 ⋯⋯⋯ 1960 – 1972 | Südd. Wetzsteinwerke AG ⋯⋯⋯ Wilhelm Boll, Gelsenkirchen, Holzhandlung ⋯⋯⋯ Max-Eyth-Halle ⋯⋯⋯ Karl Kässbohrer Fahrzeugwerk |
V h,p) | Blaubeurer Straße 61 / Kässbohrer Anschluß 3 | 1930 – 1972 ⋯⋯⋯ 1935 – 1960/ 1960 – 1972 | Fink u. Hummel, Ulmer Eisschrankfabrik ⋯⋯⋯ Stadt Ulm, Tiefbauamt/ Karl Kässbohrer Fahrzeugwerke |
V k) | Blaubeurerstraße 47 | 1936 – ca. 1976 | Rehfuss, Betonwaren u. Baustoffe |
V l) | Beim B'scheid 4 | 1923 – 1929 ⋯⋯⋯ 1929 – ca. 1976 | Carl Mayer, Sägewerk ⋯⋯⋯ Gaiser & Söhne, Sägewerk |
V Loser) | Blaubeurerstraße 45 | 1923 – 1926 | Georg Loser, Holz- und Kohlehändler / Raab-Karcher, Karlsruhe, Kohlelager |
V m) | Oberer Bleiche 8 | 1925 – 1930 ⋯⋯⋯ 1925 – 1974 ⋯⋯⋯ 1974 – 1976 | Rich. Silberhorn, Baumaterialienhandlung ⋯⋯⋯ Joh. Oesterle, Zimmermeister ⋯⋯⋯ K. Reichardt, Natursteinhandel |
V o) | Oberer Bleiche 4-6 | 1925 – 1974 | Josef Rapp, Bauunternehmen |
V Zettler) | Parlerstr. 45 | 1925 – 1951 | Adolf Zettler, Teigwarenfabrik |
V n) | Oberer Bleiche 2 | 1950 – 1975 | Aichmann & Huber, Lebensmittel-Großhandel |