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Die Industriegleisanlagen
der Stadt Ulm


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Westgleis - Stammgleis I


(Angaben jew. zur Zeit der größten Ausdehnung
Anfang der 1930er bis Ende der 1960er Jahre




Dieser älteste Teil des Westgleises wurde in den Anfangsjahren noch als „Fabrikgleis“ bezeichnet. Er bildete lange Jahre das Rückgrat der Industriegleisanlage in der Weststadt.


Das Stammgleis beginnt am Gleis 2 der Übergabegruppe im Rangierbahnhof und endet vor der Kreuzung Magirusstraße/Sedanstraße. Von ihm zweigen bei Km 0+430 das Stammgleis III, bei Km 0+560 das Stammgleis II und bei Km 0+929 das Stammgleis IV ab.


Nach ca. 400 Metern wird die Blau überbrückt.
In der Söflinger Straße kreuzt das normalspurige Industriegleis schienengleich die meterspurigen Gleise der Ulmer Straßenbahn.


Ein letztes Teilstück des Stammgleises bis zur Blaubrücke war bis 2024 in Betrieb, soll aber zusammen mit dem Nebenanschlußgleis durch das Gelände der FUG zur Anlieferungvon Straßenbahnen bei der SWU weiterhin erhalten bleiben.



Beim Bau des Stammgleises I war das Industriegebiet im Westen der Stadt noch wenig entwickelt. Angesiedelt hatten sich hier vorwiegend Sägewerke und Bauunternehmen, die beim Bau der Bundesfestung beteiligt waren.
Es bestand jedoch eine große Nachfrage an Grundstücken, die den in der beengten Kernstadt ansässigen Betrieben Erweiterungsmöglichkeiten bieten sollten.


Entlang des neuen, nach Süden zeigenden Industriegleises entstand gleichzeitig eine neue Erschließungsstraße die zuerst den Namen "Westgleis" trug, 1937 dann in "Magirusstraße" umbenannt wurde.
Wie bei allen Nebengleisen und Gleisanschlüssen der Westgleis-Anlage folgte der Aus- und Umbau der Gleise der unterschiedlichen Entwicklung der einzelnen Nutzer, schritt also nicht kontinuierlich von Nord nach Süd fort.


Der Gleisanschluß Ia) geht auf einen 1905 gestellten Antrag des Heilbronner Unternehmers J.G. Kurtz zurück, der an dem immer noch florierenden Ulmer Holzhandel teilhaben wollte. Er plante an der Straße nach Blaubeuren ein Dampfsägewerk zu errichten und wollte die Fertigware mit der Bahn abtransportieren lassen. Das Werk ging zwar in Betrieb, Kurz musste aber schon 1914 aufgeben und das Gelände an die nebenan neu gebaute Fabrik von Magirus verkaufen. Diese baute zu jener Zeit noch viele Fahrzeugteile aus Holz und richtete bei der Kurz'schen Dampfsäge ihre Wagnerei ein.


Das Holzlager der Firma Magirus befand sich jenseits der Blau. 1918 wurde ein Antrag gestellt auch dort einen Gleisanschluß einzurichten. Dieser wurde 1935 mit dem Anschluß Ic) der Weberei Steiger & Deschler zum neuen Nebengleis Ib) vereinigt.
Steiger & Deschler hatte seinen Gleisanschuß 1907 beantragt um darüber den Verkehr mit dem neuen Werk in Krumbach abzuwickeln. Genutzt wurde er jedoch kaum.


Im Gegensatz zu den anderen Grundstücken am neuen Westgleis standen im Bereich des Feldwegs No. 45 schon vorher Ställe und auch eine Säge. 1910 schloß der Consum-Verein einen Benutzungsvertrag für einen Gleisanschluß (2k) an sein Kohlelager dort.
Die Genossenschaft verkauft das Anwesen Magirusstr. 28 Anfang der 1960er Jahre an den Brennstoffhändler Botzenhart & Bosch, der ein zweites Gleis (1k) legen lässt. Dieses wird 1971 umgebaut, dabei entfällt das Gleis 2k des Gleisanschlusses Id).


Zu den kleinsten aber auch den ältesten Nebengleisen am Westgleis gehören die gemeinsamen Anschlüsse Ie) und If) für zwei sehr unter­schiedliche Betriebe.
Seit September 1906 nutzte der Brennstoffhändler Hermann Egelhaff sein Grundstück am Westgleis für ein Petroleum-Tanklager. Südlich davon siedelte sich kurz danach die Mehlhandlung von Julius Mohr an. Dessen Gleise wurden später mehrfach an andere Betriebe verpachtet bzw. von Fremdfirmen mitbenutzt, u.a. von mehreren Bananenvertrieben, der Margarine­-Verkaufsunion und dem Lebensmittel-Importeur Märsch & Ploss.


Die beiden Gleisanschlüsse zum Ölhandel südlich der Söflingerstraße gehen auf Anträge des Bauunter­nehmers Hugo Rek aus Stuttgart von 1906 und der Mannheim­-Bremer­-Petroleum­-Gesellschaft von 1907 zurück, wurden im Zuge der Zusammenlegung der Grundstücke im Jahr 1935 dann aber zum Gleisanschluß Ig) vereint.


Die Ulmer Brauerei Gesellschaft UBG ging 1884 aus der Vereinigung der Brauereien „Roter Ochsen“ und „zum Herrenkeller“ hervor. Dieser Verbund übernahm in den Folgejahren weitere kleinere Brauereien und zog nach 1908 an das neu gebaute Westgleis um. Hier nutzte sie zuerst das Ende des Stammgleises I zur Verladung des meist nach Auswärts verkauften Biers, beantragte aber 1917 die Herstellung eines eigenen Zweiggleisanschlusses Ih) mit dem auch die südlich gelegene Getreidehandlung Bühler bedient werden konnte. 1926 verkauft Bühler sein Gelände an die UBG, die 1971 in Ulmer Münster Brauerei umbenannt und im Jahr 2000 an die Memminger Brauerei verkauft wurde.


Nebenanschlussgleise


I a)
I b)
I c)
I d)

I e,f)
I g)
I h)

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AnschlußAnschriftJahrInhaber
I a)Werk II, Gleis 21914 - 1997Magirus AG, Werk II, Preßhalle
I b)Werk II, Gleis 31918 - 1997Magirus AG, Werk II, Eisen- und Ersatzteillager
I c)Der Anschluß wurde nach 1935
mit dem Anschluß I b) zusammengelegt.
1907 - 1935Weberei Steiger & Deschler
I d)Magirusstraße 281910 – 1963
⋯⋯⋯
1963 – 1973
Konsum-Genossenschaft
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Kohlehandel Botzenhart & Bosch
I e,f)Magirusstraße 32 – 341907 – 1962
⋯⋯⋯
1908 – 1951
⋯⋯⋯
1947 – 1962
Petroleumhandel H. Egelhaaf
⋯⋯⋯
Mehlhandlung J. Mohr
⋯⋯⋯
Lebensmittelhandel Märsch & Ploss
I g)Magirusstraße 40 – 421906 – 1935/
1907 – 1921
⋯⋯⋯
1921 – 1949
⋯⋯⋯
1949 – 1972
H. Rek, Stuttgart Eisenbetonbau/
Mannheim-Bremer Petroleum AG
⋯⋯⋯
Deutsch-Amerikanische Petroleumsgesellschaft DAPG
⋯⋯⋯
ESSO-Vertretung A.Jenewein
I h)Magirusstraße 461907 – 1980
⋯⋯⋯
1919 – 1926
Ulmer Brauerei Gesellschaft UBG
⋯⋯⋯
Getreidehandel E.F. Bühler



Text: Manfred Pötzl, TIG - Plattform für Ulm/Neu-Ulmer Technik- u. Industriegeschichte, ©2024